Name: Rabenstein: Vorname: Procop v. R., Bruder des Vorigen, geb. um 1420. Nach gelehrten Studien trat er, ohne aber einen akademischen Grad erlangt zu haben, in die Laufbahn des Diplomaten ein, und zwar finden wir ihn Anfang der vierziger Jahre in der von Kaspar Schlick von Weißkirchen geleiteten römischen Kanzlei König Friedrich IV., in die er vielleicht noch in den Tagen König Albrecht II. neben seinem anderen Landsmann, Wenzel von Buchau, gelangt war. Sowie ein zweiter Genosse in der Kanzlei, Enea Silvio de ' Piccolomini, dem er sich zu inniger Freundschaft verband und gewiß vielfache humanistische Anregung verdankte, schuf sich auch R. vielfache Verbindungen in dieser Stellung. Fleißig und tüchtig, wenn auch dem Piccolomini weitaus nicht gleich, überhaupt kein glänzendes Talent, dafür aber rechtlich, wolwollend und charakterfest, fand auch Procop sein Fortkommen. In der großen Gesandtschaft, die zu Beginn 1447 zu Rom die Aussöhnung der deutschen Nation mit Eugen IV. im wesentlichen zum Abschlusse brachte, befand sich auch Procop R.; bei der während ihres Aufenthaltes in Rom erfolgten Krönung Nicolaus V. führte er, wol damit auch ein Vertreter der czechischen Nation functioniere, des Papstes Pferd im Krönungszuge. Nach der Auslieferung des Albrechtiners Ladislaus Postumus an die Stände von Oesterreich, Ungarn und Böhmen übernahm Procop die Leitung der neu eingerichteten böhmischen Reichskanzlei als "cancellarius regni Bohemiae", die er über seines jungen Herrn Tod hinaus factisch bis 1465 und nominell bis 1468 führte, während dieser Zeit an allen wichtigen Vorkommnissen in Böhmen und so mancher der Nachbarländer betheiligt und zu zahlreichen diplomatischen Missionen verwendet. R. war einer der Zeugen, als König Georg der katholischen Kirche die Aufhebung der Compactaten zuschwur (1458), er steht im Vordergrunde bei der Bewerbung des Königs um die deutsche Krone 1459 bis 1461, ihm ist bei der so wichtigen Gesandtschaft, die, März 1462, in Rom die Bestätigung der Compactaten erbitten soll, statt deren Aufhebung zu überbringen, die Rolle des Geschäftsleiters und zugleich des Vermittlers — Pius II. ist ja sein alter Freund Enea Silvio —zugemessen. Er fand aber für seine fruchtlosen
Bemühungen schlimmen Dank. Heimgekehrt wurde er der Lässigkeit in der Vermittlung
beschuldigt; so wie seine strengkatholische Gesinnung auch auf dem Augusthoftage
1462 hervortrat, wurde seine Haltung in Rom, sein Verkehr mit dem
Papste zum Anlaß, daß ihm der König in ungerechtem und unklugem Zorne
sein Amt und die Freiheit nahm. Wiewol rasch wieder begnadigt und seiner
Thätigkeit zurückgegeben, hat doch der feinfühlige Mann die erlittene unverdiente
Kränkung nie vergessen. So gewissenhaft er auch sein Amt fernerhin versehen
mochte: die Spannung zwischen R. und dem Könige blieb bestehen. Sie wuchs
bei des Königs steigender Zwietracht mit der Mehrheit der Katholiken im Lande
und dem päpstlichen Stuhle. Weit mehr als R. finden wir andere Männer,
namentlich Benedict (Benesch) v. Weitmühl und die beiden Herrn Kostka v.
Postupitz in diplomatischen missionen verwendet, und die Staatsschriften, die
1465 —1466, dann seit 1467 die Gesinnung und Haltung des Böhmenkönigs
rechtfertigen sollten, sind von dem "geliehenen" Landshuter Kanzler Martin
Mair, dann von Georg Heimburg gearbeitet. Hierauf freilich mochte Rabenstein's
unzulängliche Einsicht und Gewandtheit in solchen Dingen wesentlichen Einfluß
haben. Aber noch 1467, gelegentlich der feierlichen Protestation des Königs
gegen den Bannfluch Papst Paul II., und 1468, in diplomatischer Mission an
König Mathias von Ungarn gesandt, heißt R. "Kanzler" . Sein Nachfolger
war 1468, wenigstens vorläufig, der Propst Paul von Zderaz in Prag, später
Ctibor Towatschowsky von Zinnenburg (Cimburg). R. war neben seinen beiden
Brüdern Johann d. Aelteren und Johann d. Jüngeren ein Sohn Johann's II.
von Rabenstein und der Juliane von Waldau. Aus seiner Ehe mit Katharina
von Wartemberg stammte ein Sohn, Wenzel. Procop starb am 11. April 1472.Palacky, Geschichte von Böhmen IV, 1. u. 2. Abth. — Palacky, Archiv
cesky II. — Bachmann, Deutsche Reichsgeschichte unter Friedrich III. und
Max I., Leipzig 1884, I. Bd.
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