Name: Poppo: Vorname: P Abt v. Stablo, geb.
| 978 im franz. Flandern, † 25. Jan. 1048
in Marchiennes. |
Sohn des Tizekin, eines angesehenen und tapferen Kriegsmannes,
den er aber schon bald nach seiner Geburt verlor, widmete auch P.
sich einem ritterlichen Leben und enthielt sich auch nicht der Frevelthaten, welche
in der damaligen Kriegsweise üblich waren. Bald aber fühlte er sein Gewissen
beschwert und pilgerte nach Jerusalem, wo er viele Gefahren und Drangsal auszustehen
hatte; kaum heimgekehrt machte er eine neue Pilgerfahrt nach Rom.
Er stand in hohem Ansehen bei dem Markgrafen Balduin IV. von Flandern.
und Frumold, ein sehr vornehmer und mit P. eng befreundeter Herr, wollte
ihm seine Tochter zur Ehe geben, aber P. fühlte sich übermächtig zum Mönchsleben
hingezogen: er brach das Verlöbniß und wurde Mönch in St. Thierry
hei Reims, wo er schon früher einen kranken Freund gepflegt hatte. Hier lernte
ihn der Abt Richard von Verdun kennen und nahm ihn mit sich in sein Kloster;
als er im J. 1008 zur Reform des entarteten Klosters St. Vaast bei Arras berufen
wurde, übertrug er P. die weitere Durchführung der von ihm eingeführten
Reform. Bald hatte dieser Gelegenheit, die Aufmerksamkeit Kaiser Heinrich's IL
auf sich zu ziehen, indem er bei einem Hoffeste unerschrocken gegen die Rohheit
der damals üblichen Belustigungen auftrat; nicht lange nachher, 1020, verlieh
Heinrich ihm die erledigten Abteien Stablo und Malmedy. Von nun an sehen
wir ihn in immer weiteren Kreisen thätig und einflußreich als Führer der resormatorischen
Richtung des strengsten Mönchswesens; St. Maximin, Echternach,
Weißenburg, St. Gallen, Hersfeld, Limburg u. a. Klöster wurden ihm zur Reform
untergeben, und theils von ihm selbst, theils von seinen Schülern verwaltet.
Auch des erbittertsten Widerstandes wußte er Herr zu werden, doch hat
die strenge, mehr äußerliche, dem praktischen Leben und wissenschaftlichen Studien
abgewandte lothringische Zucht im eigentlichen Deutschland sich nicht zu
behaupten vermocht. In Lothringen War Poppo's Einfluß sehr groß; nach Konrad's
II. Wahl wird ihm besonders das Verdienst zugeschrieben, die offene Auflehnung
der Gegner Konrad's verhindert zu haben, und 1033 wird er neben Bischof
Bruno von Tout als Vermittele des Friedensbündnisses mit Frankreich genannt.
Daß auch Konrad II. ihm so gewogen war, verdankte er wesentlich seiner künstlerischen
Begabung; Konrad übergab ihm den Bau seiner Stiftung Limburg, und
in vielen der ihm untergebenen Klöster entstanden unter ihm Kirchenbauten,
welche ihm einen hohen Platz in der Kunstgeschichte sichern. In Stablo selbst
wurde die unter seiner Leitung erbaute Kirche in Gegenwart Heinrich's III., der
ihn sehr verehrte, am 5. Juni 1040 mit großem Gepränge eingeweiht. Ohne
Zweifel war er ein Mann von bedeutender Geisteskraft und reinstem Streben,
welcher mit Ernst und Nachdruck dem sittlichen Verderben unter seinen Zeitgegenossen
zu wehren und den Frieden aufrecht zu erhalten bestrebt war. Noch
als 70jähriger Greis wurde er von Balduin V. beredet, mitten im Winter nach
Arras zu kommen, um in St. Vaast einen neuen Abt einzusetzen; auch die Abtei
Marchiennes übergab er ihm; hier aber erkrankte er und starb, tief betrauert,
am 25. Januar 1048. Sein Leben beschrieb bald nach seinem Tode Onulf, ein
Mönch im Kloster Blandigny bei Gent, auf den Wunsch des Abtes Everhelm
von Hautmont, welcher das Werk überarbeitet und mit einer größeren Zahl von
Wundergeschichten ausgeschmückt hat. Es ist eine unserer reichhaltigsten und
lehrreichsten Heiligenlegenden.Vita Popponis cd. Wattenbach, Mon. Germ. SS. XI. p. 291 ss. —
Ladewig, Poppo von Stablo und die Klosterreform unter den ersten Saliern.
Berlin 1883. — Breßlau und Steindorff in den Jahrbüchern des Deutschen
Reichs.
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