Name: Oelschläger; Vorname: Ferdinand Oe.,
Schon in seiner Knabenzeit machte sich sein bedeutendes musikalisches Talent bemerkbar und wurde während seiner Gymnasialzeit durch den Verkehr im Hause seines nachmaligen Schwiegervaters, des Musikdirectors und Organisten Haak, eines theoretisch und praktisch sehr gebildeten Musikers, immer mehr geweckt. Nachdem er, von der Universität heimgekehrt, schon als Referendar einige Zeit beim Gericht thätig gewesen, fühlte er sich durch die Liebe zur Musik getrieben seinen bisherigen Beruf aufzugeben und sich dieser Kunst ganz zu widmen. Er ging nach Berlin zu Logier (s. A. D. B. XIX, 110), vollendete dort seine musikalischen Studien und brachte dessen neue Methode des Clavierunterrichts mit dem Chiroplasten in Stettin zuerst zur Anwendung. Nach dem Tode seines Schwiegervaters Haak wurde er zu dessen Nachfolger als Organist an der Schloßkirche berufen, wirkte an Schulen als Lehrer und entfaltete gleichzeitig mit seinem Studiengenossen Löwe in Stettin eine reiche musikalische Wirksamkeit. Die kunstsinnige Stadt bot dazu vielfache Gelegenheit. In größeren Privatkreisen, zu denen z. B. die bekannte Kugler'sche Familie gehörte, bildete er den sogenannten Opernverein, leitete nach Löwe's Abgang den Instrumentalverein und dirigirte jahrelang abwechselnd mit Löwe die großen öffentlichen Concerte. Besonders gepflegt wurde von ihm der Quartettgesang und auf diesem kleineren musikalischen Gebiet wird sein Name unvergessen bleiben. Die von ihm herausgegebenen gemischten Quartette für Sopran, Alt, Tenor und Baß sind kleine Meisterstücke, in denen er auch von anderen tüchtigen Componisten wie Klein, Löwe, Kücken u. a. unerreicht geblieben und die noch heute überall gesungen werden. Hervorzuheben sind: "Scolie ', "Im Freien" , "Zu einem Bilde" " Aus Undine "Das Leben ein Traum, "Rosen", Heimath" , sieben Gesänge für 4 Singstimmen. — "Vollmond "Was die Liebe nit thut" "Abends"', Glück auf , "Je länger je lieber" , " Cardinal der Liebe" , sechs Gesänge für 4 Stimmen. — Fünf Gesänge und Lieder für 4 Stimmen (op. 7). — Fünf dreistimmige Lieder für zwei Soprane und Alt (op. 8). —Sechs Lieder für Sopran, Alt, Tenor und Baß, Heft 1: "Schon gut" , "Harmonie", "Mondschein am See Heft 2: "Maidlrs Gruß" , " Die Nixen" , "Zu einem Bilde (Der Fleiß)" (op. 9). —Sechs Lieder für 4 Stimmen. — "Freundlicher Rath für den jungen Ehemann" . " Musikalischer Zwist" . Zwei Gesänge für 4 Stimmen .- "Hohenzollern , für vierstimmigen Männerchor. —Lieder und Gesänge für eine Stimme mit Pianoforte. Heft 1: "Der Ohrring" , "Abrede" , "Studium warum" , "Neuer Frühling , Heft 2: "Jägers Lust" , "Lauf der Welt" , "Höhen und Thäler "Frühlingsglaube" , "Die Prager Musikantenbraut" (op. 10). — Sechs vierstimmige Lieder für Sopran, Alt, Tenor und Baß, Heft 1 : "Des Lebens Bitte" , " Maitrank" ,
"Crucifixus" , Heft 2: "Volkslied", "Ständchen , "Zum Abschied" (op. 11). —
"Stockfisch und Erdäppel" , komisches Terzett für zwei Tenöre und Baß mit
Pianoforte, arrangirt von W. Franz. Dem handschriftlichen Nachlaß ist vergeblich
nachgespürt worden. Als Wöhler, dessen Lieder eine Zeit lang einen so
großen Anklang fanden, daß man sie überall hörte, nach Stettin kam, ließ er
sich die Oelschläger'schen Quartette vorsingen und nannte O. den Quartettkönig.
Leicht sangbar, zu Herzen sprechend, oft das Gemüth tief ergreifend, haben Oelschläger's
gemischte Quartette einen bedeutenden Erfolg erzielt. Aber auch seine
Männeiguartette. namentlich das patriotische "Hohenzollern" , für das ihm die
goldene Medaille verliehen wurde; Königsflagge hoch am Maste" , mit dem er
auf Bitte der Stettiner Kaufmannschaft auf der langen Brücke in Stettin den
von der Krönung in Königsberg heimkehrenden König Friedrich Wilhelm IV.
begrüßte u. a. , haben große Verbreitung gefunden und werden trotz der Fülle
neu auftauchender Sachen bei entsprechender Gelegenheit noch immer gern und
mit Begeisterung gesungen. Oe. starb, noch nicht 60 Jahre alt, am 18. Mai
1858 und auf dem kleinen Gebiete des Quartettgesangs wird sein Name stets
mit Ehren genannt werden.
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