Name: Murhard: Vorname: Friedrich Wilhelm August M.,
Durch Joh. Matth. Matsko vortrefflich vorbereitet ging M. 1795 nach Göttingen, um unter Kästner Mathematik zu studiren. Bereits 1796 wurde er Magister und hielt Vorlesungen, 1797 ernannte ihn die Königl. Societät der Wissenschaften in Göttingen zum Assessor. Er war in jenen Anfangsjahren ein ungemein fleißiger Schriftsteller über mathematische (auch historisch-mathematische) Dinge, daneben auch über Sprachwissenschaft und über politische Geschichte. Seine "Bibliotheca mathematica oder Litteratur der mathematischen Wissenschaften" erschien 1797—1805
in fünf Theilen und wird noch gegenwärtig mit Erfolg zu Rathe gezogen.
Zwischen diese Veröffentlichung fällt eine große Reise nach dem Orient 1798 bis
1799. Von ihr zurückgekehrt, blieb er als Privatgelehrter in Cassel, seine Reiseeindrücke
insbesondere in seinem 3 Bände starken "Gemälde von Constantinopel"
(1804) und in dem zweibändigen "Gemälde des griechischen Archipelagus" (1807
bis 1808) verarbeitend; doch war dazwischen wieder das Jahr 1806 einer Reise
durch Deutschland, Frankreich und die Niederlande gewidmet. 1808 trat er in
die Dienste der westfälischen Regierung, wurde Redacteur des Westfälischen Moniteurs,
Bibliothekar am Museum in Cassel und Präfect des Departement der
Fulda. Als Kurfürst Wilhelm I. 1813 zurückkehrte, verließ M. Cassel und
nahm seinen Wohnsitz in Frankfurt a. M. Von dieser Zeit beginnt seine staatsrechtlich-journalistische
Thätigkeit. Er soll der Verfasser der unter dem Namen
Dr. Schreiber veröffentlichten Drucksachen über den westfälischen Domänenverkauf
gewesen sein. 1817 war M. Redacteur der Europäischen Zeitung in Bern, die
aber bald unterdrückt wurde. Wieder in Frankfurt wohnhaft, wurde er 1824
bei einem Abstecher nach Hanau verhaftet unter dem Verdachte an Drohbriefen
betheiligt zu sein, welche dem Kurfürsten von Hessen, sowie der Gräfin Reichenbach
1823 zugeschickt worden waren. Nach siebenmonatlicher Untersuchungshaft
wurde er in Freiheit gesetzt, einige Jahre darauf durch ein förmliches gerichtliches
Urtheil für nichtschuldig erklärt. Nun zog er wieder nach Cassel, das er
nur auf wiederholten größeren Reisen verließ. Wie er schon seit 1821 die von
Posselt begonnenen Europäische Annalen unter dem Titel "Allgemeine politische
Annaten" fortgesetzt hatte, gab er seit 1842 zwölf Bände eines "Recueil général
des traités"heraus, die Fortsetzung des von Martens begonnenen Recueil des traités.
Seine "Grundlage des jetzigen Staatsrechts des Kurfürstenthums Hessen" erschien
in 2 Bänden 1834 —35. Eine Abhandlung über Staatsgerichtshofe im Staatslexikon
zog M. 1814 neuerdings politische Verfolgungen zu, denen erst die
Amnestie des Jahres 1848 ein Ende machte.Gersdorf, Leipziger Repertorium 1854, Th. 2, S. 317. — Poggendorff,
Biographisch-litterarisches Handwörterbuch II, 241. (Augsb.) Allg. Zeitung
1863. Beil. 73.
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