Name: Moser: Vorname: Georg Heinrich M.,
Vom akademischen Gymnasium seiner Vaterstadt (einer damals bestehenden Mittelstufe zwischen Gymnasium und Universität) aus bezog er, aufs Tüchtigste vorgebildet, die Universität Heidelberg,
woselbst er theologische Collegien bei Daub, Marheineke, de Wette und philologische
bei Voß, Böckh, Görres und besonders bei Creuzer hörte. Mit letzterem,
der kurz zuvor das philologische Seminar gegründet hatte, durfte er bald nähere
Verbindungen anknüpfen. M. wurde Creuzer's litterarischer Genosse und sein
intimster Freund. Beiden ward es vergönnt, bis ins hohe Alter verbunden zu
bleiben. Als Creuzer einen Ruf nach Leyden erhalten hatte, folgte ihm M. dahin.
Creuzer kehrte, weil ihm das Klima nicht zusagte, bald zurück, M. blieb
ein Jahr dort, Privatissima ertheilend und unter Wyttenbach sich weiter fortbildend.
Im J. 1810 kehrte er als durchgebildeter Philolog, der seines gleichen
suchte, nach Ulm zurück, und alsbald ward ihm eine Professur an dem Gymnasium
anvertraut und ebensobald ward zwischen ihm und dem Prälaten von
Schmid, einem eminenten Sprachkenner und Geschichtsforscher, ein wissenschaftlicher
Bund geknüpft, der nach kurzem, durch Verheirathung, auch ein verwandtschaftlicher
wurde. J. 1826 ward dem gefeierten und von seinen zahlreichen
Schülern hoch geliebten Lehrer das Rectorat über das Gymnasium und die damals
mit demselben noch vereinigte Realschule übertragen. 1830 ward er zum
Pädagogarchen für den Donaukreis ernannt. Zweimal hat er, aus Anhänglichkeit
an die Vaterstadt, sehr ehrenvolle Rufe nach Frankfurt a/M abgelehnt.
Im J. 1852 trat er in den Ruhestand, nachdem ihm zuvor als Anerkennung
für seine Verdienste das Ritterkreuz des württembergischen Kronordens verliehen
worden war. Die erste Schrift Moser's, eine gewonnene Preisaufgabe,
war: "Nonni Dionysiacorum libri VI", mit mythologischen Anmerkungen.
Hierauf folgten viele treffliche Ausgaben eiceronianischer Schriften, zunächst die
"De natura Deorum". Zu Anfang der vierziger Jahre edirte er in Gemeinschaft
mit Creuzer den Plotinus. Das Prachtwerk (in Folio) erschien in Oxford,
eine kleinere Ausgabe 1855 bei Didot in Paris. Groß ist die Anzahl der
von ihm geschriebenen Programme. Die Heidelberger Jahrbücher hatten an ihm
einen sehr fleißigen Mitarbeiter. Für die Uebersetzungsbibliothek von Osiander
und Schwab hat er ausgezeichnete Uebersetzungen mehrerer ciceronianischen Bücher
geliefert. In seiner großartigen Bibliothek von 15 000 Bänden waren besonders
die Classiker vertreten, manche in 2 bis 10fachen, Cicero in 50fachen Ausgaben.
Er war in dieser seiner Bibliothek so zu Hause, daß er auch bei Nacht jedes
Bändchen sofort ohne Licht finden konnte.Neue historisch-biographische Nachrichten von Gelehrten und Künstlern
u. s. f. aus Ulm, von Dr. Weyermann. (Fortsetzung der Nachrichten von
Gelehrten etc.), ulm 1829. Ergänzt aus handschriftl. Aufseichnungen.
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