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Name: Moser:
Vorname: Georg Heinrich M.,
Dr. der Philosophie und Rector des Gymnasiums und der Realschule in Ulm, geb. daselbst am 14. Januar 1780, † ebendort am 27. December 1858.

Vom akademischen Gymnasium seiner Vaterstadt (einer damals bestehenden Mittelstufe zwischen Gymnasium und Universität) aus bezog er, aufs Tüchtigste vorgebildet, die Universität Heidelberg,

woselbst er theologische Collegien bei Daub, Marheineke, de Wette und philologische bei Voß, Böckh, Görres und besonders bei Creuzer hörte. Mit letzterem, der kurz zuvor das philologische Seminar gegründet hatte, durfte er bald nähere Verbindungen anknüpfen. M. wurde Creuzer's litterarischer Genosse und sein intimster Freund. Beiden ward es vergönnt, bis ins hohe Alter verbunden zu bleiben. Als Creuzer einen Ruf nach Leyden erhalten hatte, folgte ihm M. dahin. Creuzer kehrte, weil ihm das Klima nicht zusagte, bald zurück, M. blieb ein Jahr dort, Privatissima ertheilend und unter Wyttenbach sich weiter fortbildend. Im J. 1810 kehrte er als durchgebildeter Philolog, der seines gleichen suchte, nach Ulm zurück, und alsbald ward ihm eine Professur an dem Gymnasium anvertraut und ebensobald ward zwischen ihm und dem Prälaten von Schmid, einem eminenten Sprachkenner und Geschichtsforscher, ein wissenschaftlicher Bund geknüpft, der nach kurzem, durch Verheirathung, auch ein verwandtschaftlicher wurde. J. 1826 ward dem gefeierten und von seinen zahlreichen Schülern hoch geliebten Lehrer das Rectorat über das Gymnasium und die damals mit demselben noch vereinigte Realschule übertragen. 1830 ward er zum Pädagogarchen für den Donaukreis ernannt. Zweimal hat er, aus Anhänglichkeit an die Vaterstadt, sehr ehrenvolle Rufe nach Frankfurt a/M abgelehnt. Im J. 1852 trat er in den Ruhestand, nachdem ihm zuvor als Anerkennung für seine Verdienste das Ritterkreuz des württembergischen Kronordens verliehen worden war. Die erste Schrift Moser's, eine gewonnene Preisaufgabe, war: "Nonni Dionysiacorum libri VI", mit mythologischen Anmerkungen. Hierauf folgten viele treffliche Ausgaben eiceronianischer Schriften, zunächst die "De natura Deorum". Zu Anfang der vierziger Jahre edirte er in Gemeinschaft mit Creuzer den Plotinus. Das Prachtwerk (in Folio) erschien in Oxford, eine kleinere Ausgabe 1855 bei Didot in Paris. Groß ist die Anzahl der von ihm geschriebenen Programme. Die Heidelberger Jahrbücher hatten an ihm einen sehr fleißigen Mitarbeiter. Für die Uebersetzungsbibliothek von Osiander und Schwab hat er ausgezeichnete Uebersetzungen mehrerer ciceronianischen Bücher geliefert. In seiner großartigen Bibliothek von 15 000 Bänden waren besonders die Classiker vertreten, manche in 2 bis 10fachen, Cicero in 50fachen Ausgaben. Er war in dieser seiner Bibliothek so zu Hause, daß er auch bei Nacht jedes Bändchen sofort ohne Licht finden konnte.Neue historisch-biographische Nachrichten von Gelehrten und Künstlern u. s. f. aus Ulm, von Dr. Weyermann. (Fortsetzung der Nachrichten von Gelehrten etc.), ulm 1829. Ergänzt aus handschriftl. Aufseichnungen.

Wolff.