Name: Moller: Vorname: Daniel Wilhelm M.
| (nicht Möller), geb. den 26. Mai
1642 zu Preßburg, erhielt an dem Gymnasium seiner Vaterstadt seine grundlegende
Ausbildung und besuchte hierauf, von Haus aus Protestant, mehrere
Jahre lang die Universität Wittenberg, wo er sich den verschiedensten Wissenschaften,
in erster Linie aber der Theologie und Philosophie, den Sprachen und
der Geschichte widmete. |
Er kann in dieser Beziehung als ein vollendeter Repräsentant
der Polyhistorie, wie sie in seiner Zeit an der Tagesordnung war,
betrachtet werden. Zu Wittenberg hat er sich (1663) auch die Würde eines
Magisters 1. a. erworben. Darauf folgte (1664) ein längerer Aufenthalt in
Straßburg, wo er bereits als öffentlicher Lehrer auftrat, ohne aber eine feste
Stellung zu erlangen oder zu suchen. Der Trieb. die Welt kennen zu lernen,
arbeitete jedenfalls noch mächtig in ihm. Er hat den größten Theil von
Deutschland und einen guten Theil von Europa auf seinen Reisen kennen gelernt.
Längere Zeit hat er in Italien. im Besonderen in Rom verweilt und dort u. a.
mit Athanasius Kircher (s. Bd. IX, S. 1 ff.) viel verkehrt. Im J. 1670
kam M. nach Preßburg zurück und wurde ihm hier das Amt eines Subrectors
am Gymnasium übertragen. Gerade in diesen Jahren (1668-1671) war aber
die bekannte Erhebung der arg gedrückten ungarischen Protestanten im Gange,
die so grausam niedergeworfen worden ist. Im Interesse seiner Glaubensgenossen
übernahm M. eine Mission an den kaiserlichen Hof nach Wien, um bei Kaiser
Leopold I. für eine mildere Behandlung derselben zu wirken. Das Ergebniß
dieser seiner Anstrengungen war jedoch, daß er den Haß der extremen katholischen
Partei auf sich zog und sich gezwungen sah, ohne seine Vaterstadt wieder zu
sehen, sein Heil durch die Flucht in das Reich zu suchen. Hier wurden ihm
bald verschiedene Stellungen angeboten. unter welchen er der eines Professors
der Geschichte und Metaphysik an der nürnbergischen Hochschule Altdorf den
Vorzug gab. Vom J. 1674 bis zu seinem am 25. Februar 1712 erfolgten
Tode hat er in diesem Lehramte, zu welchem sich noch das des Universitätsbibliothekars
gesellt hat, mit unermüdlichem Eifer gewirkt. Seine Schriften,
die fast ausschließlich in der Gestalt zahlreicher kurzer Abhandlungen auftreten,
bezeugen sämmtlich im eminenten Sinne den erwähnten polyhistorischen Charakter
seiner gelehrten Richtung und behandeln zum Theile recht wunderliche Themata,
wie das bei der vorherrschenden Geschmacklosigkeit jener Epoche nur allzu häufig
Sitte war. Am werthvollsten erscheinen verhältnissmäßig seine "Disputationen
über eine längere Reihe von römischen und auch neueren Geschichtschreibern; eine
Anzahl von ihnen hat daher noch nach seinem Tode (1726) eine neue Ausgabe
erlebt. Die Geschichte war am Ende doch sein Lieblingsstudium, wie er denn
auch dem damals von Paullini und Ludolf betriebenen "historischen Reichscolleg"
seine lebhafte Theilnahme zugewendet hat. Die Vorschläge, die er zu
diesem Zwecke machte, verrathen ein gesundes Urtheil und eine löbliche Patriotische
Gesinnung. M. war in zweiter Ehe mit einer Tochter des bekannten Altdorfer
Professors Joh. Christoph Wagenseil vermählt, die mit Recht zu den gebildetsten
und gelehrtesten Frauen ihrer Zeit gezählt wurde.Vgl. G. A. Will, Nürnberger Gelehrten-Lexikon, 2. Thl., S. 640 —651. —
Die handschriftlichen Akten des historischen Reichscollegs (jetzt in der Universitätsbibliothek
zu Jena aufbewahrt), enthalten (Bd. II, Bl. 141) eine Autobiographie
Mollers.
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