Name: Becker: Vorname: Wilhelm Gottlieb B., geb. 4. November 1753 in Oberkallenberg, einer zur Herrschaft Schönburg-Waldenburg im sächsischen Erzgebirge gehörigen
Ortschaft, † in Dresden am 3. Juni 1813. Früh verwaist und
durch die Unterstützung einer adligen Dame Frl. v. Ingersleben zuerst in Gera
erzogen, studirte er 1773—76 in Leipzig die Rechtswissenschaft, wurde aber durch
den Einfluß des Oeser'schen Kreises auf das Studium der Kunst und die schöne
Litteratur hingeführt. Eine Stellung an dem schon im Verfall begriffenen
Philanthropin in Dessau (1776) gab er bald auf und verweilte vom J. 1778—82
im Auslande, in Straßburg, Basel und Zürich, von Wo aus er auch Oberitalien
kennen lernte. Schon vorher hatte er sich durch seine Uebersetzung von Vardon's
"Kostüm der ältesten Völker" 1776. 4. und eine Abhandlung"Vom Kostüme an Denkmälern"
1776. 8. bekannt gemacht. In Basel, wo er im Umgang mit Mecheln
die ältern Kupferstecher und Maler näher kennen lernte , fand er auf der Bibliothek
ein Exemplar von Erasmus ' "Lob der Narrheit" (encomium moriae) mit
Holbein's Federzeichnungen und gab es 1780 und 81 , neu gestochen, heraus.
Nach Leipzig zurückgekehrt, erhielt er 1782 die Professur der Moral und Geschichte
an der Ritterakademie in Dresden , 1795 nach Wacker's Tode die Stelle eines
Inspectors der Antikengallerie und des Münzcabinets, 1805 als Hofrath auch
die Aufsicht über den Schatz im Grünen Gewölbe. Im Genuß heiterer Geselligkeit
und der vielfachen Anregungen, welche Dresdens Kunstschätze boten, lebte er
gern gesehen und vielfach beschäftigt dort ununterbrochen und schlug bald nach
1782 die Stelle eines Erziehers des spätern Königs von Preußen Friedrich
Wilhelm III. aus. Nur einmal, im J. 1784, entfernte er sich auf längere Zeit,
zuerst als Begleiter einer polnischen Dame, dann, nachdem er sich in Wien von
ihr getrennt hatte , selbständig nach Italien, wo er bis Neapel kam. — B.
war ein vielseitig gebildeter, für Poesie, Natur und bildende Kunst gleich
empfänglicher Geist, ein fruchtbarer und gern gelesener Dichter und Erzähler
("Taschenbuch zum geselligen Vergnügen" , 1791—1814. "Erzählungen" , 1796—1810.
"Darstellungen" , 1798—1808.), ein geschätzter Schriftsteller über die Gartenkunst
nach Hirschfeld's Grundsätzen ("Taschenbuch für Gartenfreunde" , 1795—1799.
Schriften über Garten und Landschafts-Gebäude, über den Plauischen
Grund, das Seifersdorfer Thal), und als Kunstfreund sehr thätig. Eine reiche
Sammlung von Handzeichnungen, die er von Italien mitbrachte, verkaufte er
an den Herzog Albert von Sachsen-Teschen nach Wien. Seine Stellung an der
Spitze der Dresdner Antiken veranlaßte ihn zu Arbeiten von bleibendem Werth.
Sein Hauptwert. "Augusteum, Dresdens antike Denkmäler" , 3 Bde. Dresden
1804—11 sol. zeichnet sich durch vortreffliche Kupferstiche, welche den Stil der
Denkmäler .treuer als das ältere Werk von Le Plat wiedergeben, aus, die
Erklärungen durch Gelehrsamkeit und Geschmack, wenn sic auch von Irrthümern
nicht frei sind. Zuletzt beschäftigte ihn das Studium der mittelalterlichen Münzen.
Seine "Zweihundert seltene Münzen des Mittelalters in genauen Abbildungen
mit historischen Erläuterungen" , 1813. 4. geben vortreffliche Abbildungen
und einen fleißigen und belehrenden Text.
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