Name: Koopmann: Vorname: Wilhelm Heinrich K.,
Nachdem er kurze Zeit Hauslehrer bei dem damaligen Amtmann auf Gottorf, nachherigen bekannten dänischen Minister v. Scheele gewesen, ward er schon am 23. August 1840 zum Diaconus in Heide gewählt. Am 2. April 1845 ward er zum Pastor in der Stadt Lauenburg befördert und am 7. September 1854 zum Pastor in Ottensen, aber schon am 2. Mai 1855 zum Generalsuperintendenten für Holstein, mit dem Titel eines Bischofs ernannt. Er nahm seinen Wohnsitz in der Stadt Altona. 1866 ernannte ihn die theologische Facultät der Universität Kiel zum Dr. theol. hon. causa. Er starb auf einer Visitationsreise in Hamberge am 20. Mai 1871 und ward auf dem Friedhofe in Nordhastedt, wo seine Tochter als Pastorin lebte, beerdigt. Während seiner Studienzeit, die er vortrefflich angewandt, machte besonders Dr. Claus Harms auf ihn einen tiefen und bleibenden Eindruck. K. bekannte sich ganz entschieden zur orthodoxen Theologie und vertrat den confessionellen lutherischen Standpunkt mit Hartnäckigkeit. Zuerst erschien von ihm anonym gegen seinen früheren Lehrer, den Pastor Dr. Clasen in
Tönning, der 1841 die Grund: und Glaubenslehren der Orthodoxen und Rationalisten,
der Blind und Denkgläubigen in der lutherischen Kirche herausgegeben
hatte, unter dem Titel: "Der Grund und Glaubensmangel des Buches "die
Grund und Glaubenslehren" etc. Nachgewiesen von einem orthodoxen Prediger
in Dithmarschen , 1842. Dagegen schrieb Pastor M. Harring in Sehestedt;
"Erster Brief an den s. t. orthodoxen Herrn Amtsbruder in Dithmarschen, enthaltend
die biblische Lehre von der Nothwendigkeit der guten Werke zur Seligkeit" .
1842, und zweiter Brief eod. anno. Hierauf veröffentlichte K .: "Die Scheidewand
zwischen Christenthum und Widerchristenthum, allgemein faßlich beschrieben.
Als Vorwort ein Sendschreiben an Herrn Pastor Harring" , 1843. Dieser antwortete
mit einem Sendwort auf das Vorwort, 1843, womit dieser Streit aufhörte.
Während seiner Lauenburgischen Zeit eröffnete K. eine neue Polemik mit
seiner Schrift: "Die grundrechtliche Confession in Staat, Kirche und Schule, beleuchtet
mit besonderer Rücksicht auf den neuen Schulgesetzentwurf für das Herzogthum
Lauenburg" , 1850. Er erklärte sich darin gegen die Schleswig-Holsteinische
Erhebung. Als Generalsuperintendent war er bemüht verschiedene
Reformen hervorzurufen. Zuerst wollte er einen neuen Landeskatechismus herstellen.
Die Versuche, einen solchen zu Stande zu bringen, waren bisher gescheitert.
Pastor Hasselmann und Dr. Asmussen hatten die ihnen ertheilten
Commissorien nicht ausgeführt. K. lieferte nun selbst einen Entwurf; "Der
klene Katechismus Lutheri durch Bibelsprüche und kurze Sätze erklärt" , 1860
und 2. Auflage in demselben Jahre. Es erhob sich hiergegen ein starker Kampf,
besonders von Seiten der Lehrerwelt. Die Einführung desselben ward aufgegeben
Auch bemühte er sich ein neues Gesangbuch einzuführen, das jedoch noch nicht
fertig geworden. Bei dem Uebergang der Elbherzogthümer an Preußen trat er
nicht auf die Seite der Dänen , sondern blieb in seinem Amte und vertheidigte
seinen Standpunkt in der Schrift: "Meine Rechtfertigung gegenüber den Verdächtigungen
der Kreuzzeitung in Betreff meiner Stellung zur Landessache" ,
1864, 2 Auflagen. —Gegen die Zeitrichtung erhob er seine Stimme in der Schrift;
"Das evangelische Christenthum in seinem Verhältniß der modernen Kultur.
Zugleich ein motivirter Protest gegen die Tendenzen des sogenannten deutschen
Protestantenvereins", 1866 , woraus ein Kampf sich entwickelte, der besonders
mit dem Professor Dr. Lipsius scharf geführt wurde. K. war ein eifriges Mitglied
der lutherischen Conferenz, welche sich nun bildete. Als dieselbe in Leipzig
1870 tagte, hielt er die Festpredigt über Hebr. 4 , 14 , die gedruckt ist. Nach
seinem Tode hat seine Wittwe (er war zweimal verheirathet) eine Sammlung
Predigten (25) aus verschiedenen Jahrgängen unter dem Titel: "Zeugnisse von
Christo. Predigten von Dr. theol. K '- , 1876, aus seinem Nachlaß herausgegeben.
Denselben ist ein Lebensabriß von dem Seminardirector Lange in Segeberg beigegeben.
K. war ein vielseitig gebildeter Mann. Er hatte sich vielfach mit
befaßt und unter Anderem eine ausgezeichnete Konchyliensammlung
angelegt. Er war ein ernster und strenger Charakter, dabei aber
liebenswürdiger Natur. Seine Freunde errichteten nach seinem heimgang zu
seinem Andenken die Koopmann's Stiftung für Theologie Studirende positiver
Richtung.Vgl. Alberti, Schriftstellerlexikon s. y. Lange, vor den Zeugnissen von
Christo , 1876. (Mommsen), Erinnerung an Koopmann. Neuer Kalender,
Breslau 1880.
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